2010
Performance und Video
Gezeigt:
– 27. 9. 2010 Kunstraum Aarau, KUNSTEXPANDER: Die Täuschung, Festival für Grenzüberschreitungen
– 29. 4. 2012 Kaskadenkondensator Basel
– 5. - 25.11. 2012 4. International Performance Biennal Desformes, Valdivia Chile
Performance und Performativität sind Praktiken des Erinnerns. Der Performance liegt eine geschriebene Geschichte über eine eigene Kindheitserinnerung aus dem Handarbeitsunterricht in der Primarschule zu Grunde. Es ist der Versuch einen eigenen Text zu dramatisieren, wobei ein Teil der Geschichte sowohl in der Live-Situation als auch in der Projektion visualisiert wird. Ein anderer Teil wird in die Handlung eingebaut, das heisst ausagiert, verdichtet und zugespitzt. Live gesprochener und eingespielter Text durchmischen sich. Die Akteurin verkörpert alle in der Geschichte vorkommenden Personen selbst, wobei sie selbst immer wieder in den Vordergrund rückt. Die Performance ‚Bildertausch’ arbeitet mit einer realen und einer mediatisierten Situation, deren Bilder beinahe austauschbar sind. Die Live-Performance ereignet sich in direkter Nachbarschaft zu einem projizierten Bild, das die Situation für die Kamera täuschend ähnlich nachstellt: Eine Frau in rosa Strickkleid sitzt auf einem Stuhl und ihre Haare sind an der Wand festgeklebt. Das, was live und auf der Projektion zu sehen ist, passiert zu Beginn synchron, sodass der Eindruck eines Live-Circuit entsteht. Das dreidimensionale Arrangement interagiert mit der zweidimensionalen Projektion. Später laufen die Handlungsstränge auseinander, verselbstständigen, ja emanzipieren sich.
Kommentar: "…Und 2D zückt eine Schere und schneidet sich von der Wand los, steht auf und läuft aus dem Bild, einen rosa Räbbel- Wollhaufen auf dem Stuhl und den Zackenkranz aus Haar an der Wand zurücklassend, während das Kind in der Geschichte vor die Tür muss, wo es verzweifelt den Kaugummi von Wimpern, Brauen und Haaren zu entfernen versucht, aber die Verantwortliche für Kreuzstich & Co. kommt ihr, nun ebenfalls vor der Tür, mit der Schere wortlos dazwischen und schneidet eigenmächtig die verklebten Stellen am Haaransatz fort. Vielleicht ist es das Wissen um die erfahrene Ungerechtigkeit, die mich nicht erstaunen lässt, dass sich 3D nun von ihrem Stuhl aus direkt ans Publikum wendet und weiter von diesem Strickunterricht erzählt, von den viel zu engen Maschen und dem vom Wollfaden umwickelten, blau angelaufenen Zeigefinger, von der feuchten Aussprache des ausbildungsverantwortlichen Fräuleins, ...“
Erlebnisbericht: Barbara SchwarzFotos: Rachel Bühlmann, Claudia Waldner 2010; Video: Katrina Muri 2012