Im Garten der Fiktion




2009


Performance mit Video

Gezeigt:
– Kulturnacht Solothurn, Künstlerhaus S11, Solothurn
– Telling Tales, Kunstmuseum des Kantons Thurgau, Kartause Ittingen, Warth und Theaterhaus Gessnerallee, Zürich 2009 (Abb.)


Pascale Grau rekurriert in der Performance auf Bild- und Textdokumente, die aus dem Arbeitsprozess des Kleiderzyklus «Erzählstoffe» entnommen sind, in dem sie sich mit der Transformation von Erinnerung und Bekleidung auseinandersetzt. Die Videoaufnahmen machen die Materialität der Textilien sichtbar, zeigen ausschnitthaft den Körper der Künstlerin und ihre Haut. Ihre Hand, die das Kleid glatt streicht oder mit einem Knopf spielt, vermittelt Stofflichkeit und Sinnlichkeit der Kleidungsstücke. Grau lotet die Performativität dieser Dokumente aus und nutzt sie in der Performance zur Weiterschreibung für «neue» Geschichten. Sie verwebt die Videoprojektionen in einem sprachlich-gesanglichen Live-Vortrag zu einer Erzählstruktur mit verschiedenen Strängen. Während bei den Videos eher die visuelle Wahrnehmung angesprochen wird, kommt der Stimme im Live-Akt die Funktion der appellativen und affektiven Kraft zu. Sie erzeugt immer einen Überschuss an vokaler Kommunikation, da sie im Sagen auch das Unsagbare artikuliert. Sie überträgt sich direkt auf den Körper der HörerInnen. Die Künstlerin animiert das Publikum so zur Suche nach den eigenen Geschichten im «Garten der Fiktion».

«Die Erzählungen und Ansichten Pascale Graus sind intim. Sie reizen zu Lachern, sie rühren zu Tränen – sie berühren und sie verführen. Gleichzeitig macht die Performance einen Prozess erfahr- und fassbar, der über die Narration persönlichen Erlebens weit hinausweist. Die Zuschauerin und der Zuhörer werden über die Begegnung mit der fremden Geschichte in die eigenen Erinnerungen geführt und mit der Funktionsweise von Memoria selbst konfrontiert.» Jana Ulmann, Kunstwissenschaftlerin, Basel, 2006

Foto:  Daniel Lochmann, Video: Myrtha Reusser 2009





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