Mittwoch immer die Gummihose




1994


3-Kanal-Videoinstallation: 3 schwarze Holztische, 3 Monitore (Sony Cube), 2 Lautsprecherboxen, 3 Gobelin-Stickereien (auf Holzplatten aufgezogen), 3 Videos ( alle U-matic LB, Farbe, Ton, [Löffel] 1:00 min., [Bauch] 8:00 min., [Faust] 4.45 min.)

Gezeigt: Jahresausstellung, Hochschule für Bildende Künste HfBK, Hamburg 1994 (Abb.)
Pascale Grau, Berner Galerie, Bern
Louise Aeschlimann & Margareta Corti Stipendium 1996, Centre PasquArt, Biel-Bienne 1996


Grau entwickelt in der Installation das Konzept der ein Jahr zuvor entstandenen gleichnamigen Live-Performance weiter. Sie weitet das Thema auf (bürgerliche) Ess- und Tischrituale, sowie die damit in Verbindung stehenden Erziehungsmassnahmen aus. Zu Beginn des Arbeitsprozesses beauftragt Grau drei ältere Damen, nach ihren Angaben einen Gobelin zu sticken, dessen Text wiederum auf alte Kalenderblätter mit praktischen «Sinnsprüchen» zurückgeht: «2 | Mittwoch | Behandlung der Brust», «14 | Mittwoch | Fischragout», «4 | Mittwoch | Die Gummihose».
In der installativen Anordnung führt Grau diese Text-Tafeln mit drei Videos zusammen, sodass diese mit den Tischen und kubischen Monitoren formale und inhaltliche Einheiten bilden. Grau performt für die Videos vor der Kamera, vollzieht rituelle, teils aggressionsgeladene Gesten an ihrem eigenen Körper: So presst sie im links platzierten Video einen silbernen Kinderlöffel, dessen Spitze sie in den Mund genommen hat, fest gegen die geschlossenen Lippen; der mittlere Monitor zeigt Nahaufnahmen eines zuckenden Bauchs, dessen Haut Abdruckspuren von einem Hosenbund oder ähnlichem aufweist; in der rechts präsentierten Sequenz steckt die Künstlerin ihre Faust so weit und so lange in den Mund, bis diese einen Würgereflex auslöst. Als Ton unterlegt Grau allen Aufnahmen eine Tarantella-Musik, deren Rhythmus die Drehungen des Körpers im linken und rechten Video aufgreift und die der Installation trotz der endlosen Wiederholung des folkloristischen Tanzstücks eine gewisse Leichtigkeit verleiht.
Irene Müller 2009

Foto: Markus Dorfmüller




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