Overdubbing




2017


Performance und Video mit Claudia Grimm
17.8. 2017, DOCK, Basel
2.9. 2017, neoscope 17, Kunsthaus Zofingen/Kino Palass


Während der Performance overdubbing werden zum Teil vom Publikum ausgewählten Bilder von Pascale Grau mit einer Kamera abgetastet und zeitgleich von Claudia Grimm akustisch begleitet. Weitere Tonspuren werden live darübergelegt, indem die beiden Performerinnen, mit dem Rücken zu den projizierten Bildern, ungeplant zu reden beginnen. In Loops kollidiert schliesslich das gesamte akustische Material mit sich selbst und mit der im Hintergrund ablaufenden Bildstrecke. Durch die mehrschichtige mediale Übersetzung (Bild – Film – Wort) wird eine inhaltliche und sensorische Verschiebung erzeugt, die an Praktiken des Erinnerns anknüpft, bei denen der Körper zum Speicher des eigenen wie auch des kulturellen Gedächtnisses wird.

«Im Kunstraum an der Klybeckstrasse habe ich wahrgenommen: eure Konzentration, die Inszenierung. Claudia im Profil, wie sie, mit dürren Blättern und andern Geräuschen hoch konzentriert vor dem Mikrophon sitzt, ohne die Bilder, die an uns vorbeiziehen, zu sehen. Was mich erst irritiert hat, hat sich als konsequent erwiesen. Nein, du musst nicht schauen, welche Bilder an uns vorüberziehen, im Gegenteil: die Assoziationen zu den Geräuschen und Lauten haben sich in meinem Kopf vollzogen. Als Einstimmung teilweise schräg und auch passend - ich habe diesen ersten Teil sehr gemocht. Und wie ihr dann da sitzt, mit Brillen, auch dies erst eine Irritation (Pascale schien immer mich anzuschauen, du, ein wenig abgewandt, eher nach innen schauend, aber so frappant auch erkennbar und doch verfremdet): einzelne Sätze sind mir beim ersten Durchlauf noch sehr präsent gewesen, andere konnte ich nur im Moment aufnehmen und musste sie gleich wieder sausen lassen. Und habe mich dann auch gehen lassen, wie einzelne Bilder und Sätze, Worte, die sich zuerst eingeprägt hatten, wieder aufgetaucht sind, denen ich nachhängen wollte.  Diese Herausforderung: Ich möchte Sprache im Moment aufnehmen, sie wird nicht zertrümmert, im Gegenteil. Da war doch ein Satz, den ich wieder höre, aber schon gibt’s neue Bilder, neue Sprachbilder, Assoziationen. Überlagert? Nein, nicht eigentlich, aber als Erinnerung noch präsent und alles Klammern nützt nichts. Ich lasse mich also gehen und es entstehen neue Assoziationen und Verbindungen, auch zu meinen Bildern. Ich muss ja nicht „mitkommen“, kann mich dem Spiel (?) (doch, es hat etwas sehr Spielerisches) hingeben - ähnlich dem Döse-Zustand im Zug. Wegschieben von gedanklichen Verknüpfungen, einem Satz nachhängen, neue aufnehmen und - dann kommt doch eine Barriere - lauschen, ob sich eine Art Dialog zwischen den Sprechenden entwickelt. Es gab sehr schöne Momente, aber, so viel glaube ich verstanden zu haben, ging es nicht darum, einen Gedankensplitter zwischen den Brillenfrauen zu entwickeln.»
Veronica Peyer 17.8.17 DOCK Basel

«Pascale Grau & Claudia Grimm unfold in the collaborative performance “Overdubbing/Overdubbed” (neoscope, Kunsthaus Zofingen 2.9. 2017) so many layers of images, sounds and spoken texts, that simple relations can no longer be made. If we were used to understand performance by representational critique, we are forced by them to switch to complex settings of nonhierarchical thinking – including the acceptance of no relations between the randomly chosen sentences and the images shown at the same time. This kind of dis/ordering is an artistic strategy that creates difference; and within this difference, critical thinking becomes an open process to be continuously re-read and not be concluded as simple statement.» (Sabine Gebhard-Fink, 2018)

Foto: Matthias Scheurer, Video: Hansjörg Köfler






︎︎︎ previous            index            next ︎︎︎