Wickel. Dinge für den geistigen Gebrauch
1997
Installation aus 15 mit Kunststofffolie umwickelten Kleidungsstücken, 15 Wandhalterungen, 1 Diaprojektor (Kodak Carousel), 5 Sets à 15 Diapositive Gezeigt: Weihnachtsausstellung, Kunsthalle Bern (Abb.) Louise Aeschlimann & Margareta Corti Stipendium 98 Kunstmuseum Thun 1998 Pascale Grau. Die Welt mit Blumen schlagen, Galerie Werkstatt, Reinach 2002 Frauengestalten – Frauen gestalten, Textilmuseum, St. Gallen 2003 Kunstraum Frappant, e.V., Victoria Kaserne, Hamburg 2017DOCK, Gastspiel Pascale Grau 2020 Mit dieser Installation schliesst Pascale Grau die erste Phase eines Langzeitprojekts ab, in dem sie sich mit ihrer Kleidung und den damit verknüpften Erinnerungen beschäftigt. Sie greift dabei auf die von ihr in den Jahren 1984 bis 1994 getragene Gardarobe zurück, aus der sie einzelne Stücke ausgewählt und aufbewahrt hatte. Sie dreht diese nun zu engen Rollen zusammen, die sie mit Kunststofffolie umwickelt. Die gleichsam eingeschweissten «Erinnerungsportionen» befestigt sie in Halterungen an der Wand, reiht die unterschiedlich langen, stabähnlichen Objekte nebeneinander auf. Die Diapositive, die in unmittelbarer Nähe an die Wand projiziert sind, charakterisieren jeweils ein Kleidungsstück. Die kompakten Textblöcke geben Auskunft über Art und Material, wie es in den Besitz der Künstlerin kam, was damit passiert ist. Zudem beschreibt Grau aus der Erinnerung stichwortartig das Gefühl oder die Motivation, warum sie gerade diesen Mantel, Rock, Pullover etc. gekauft, getragen oder behalten hat. Pascale Grau untersucht hier die Konstruktion von Erinnerung in zwei unterschiedlichen Formungen, die sie einander als ergänzende Prinzipien gegenüberstellt. Die im Textil konservierten Reminiszenzen sind zu statischen Strukturen komprimiert, die weder hinsichtlich der auslösenden Momente – der Kleidung – noch in Bezug auf ihre Erschliessung oder Verortung einen Anhaltspunkt liefern. Die chronologische Reihenfolge der projizierten Texte hingegen verweist auf eine Geschichte oder biografische Entwicklung, die als zeitlicher Ablauf beziehungsweise als definierter (Lebens-)Abschnitt auch nachvollzogen werden kann. So verweben sich sprachlich fixierte Gedanken und verpuppte Erinnerungsfragmente miteinander, in deren assoziativen Verknüpfungen und konkreten, visuell wahrnehmbaren Zusammenhänge die Keimzelle für einen neuen «geistigen Gebrauch» liegt. Irene Müller 2009 Foto: David Aebi |